Flow
"Flow ist der Schlüssel zu einem reichen, produktiven Leben."
Mihaly Csikszentmihalyi, 1996
Jeder von uns kennt den Flow Zustand. Man ist ganz vertieft in eine Sache oder eine Tätigkeit, vergisst Raum und Zeit um sich herum und erbringt Höchstleistungen. Das kann beim Sport sein, beim Musizieren, beim Arbeiten im Garten, beim Lernen und Lesen, beim Spielen mit Kindern oder Haustieren und in einem Gespräch. Aber auch beim Arbeiten im Job kann solch ein Flow Zustand erreicht werden.
Schon Maria Montessori hat diesen Zustand bei Kindern erkannt und ihn als "Polarisation der Aufmerksamkeit" bezeichnet. Das Kind geht völlig in seiner Tätigkeit auf, ist besonders intensiv konzentriert und blendet die Außenwelt fast völlig aus. Dieses Phänomen bildet für Montessori die Grundlage für ihre Pädagogik. Sie sieht es als einen wichtigen Prozess des Lernens. Kinder sammeln oft über eine längere Phase Eindrücke und speichern sie unstrukturiert ab. In der Phase der "Polarisation der Aufmerksamkeit" ordnen sie ihre kognitiven Strukturen.
Nicht nur beim Arbeiten mit Material im Kinderhaus oder in der Schule lässt sich solch eine Phase beobachten, auch bei Kindern zuhause. Beobachten Sie einmal, was Ihr Kind macht, wenn es nach einem Tag im Kindergarten oder in der Schule nachhause kommt. Für Kinder kann es genauso anstrengend gewesen sein, wie für Sie nach einem Arbeitstag. Viele Kinder ziehen sich dann zurück, gehen in den Garten oder beschäftigen sich intensiv mit etwas. Lassen Sie Ihren Kindern diese Freiräume. Sie brauchen den sich selbst gewählten Flow Zustand, um all die Eindrücke zu verarbeiten und auch strukturiert abzuspeichern. Wir sprechen auch oft von "sich sammeln", "zu sich finden".
Die Kunst als Erwachsener, der mit Kindern zusammen ist, ob nun Eltern, Großeltern oder Pädagogin oder Pädagoge, ist es, diese Phase zu erkennen und dem Kind die Möglichkeit zu geben, möglichst lange darin zu verweilen, ohne es zu stören bzw. zu unterbrechen.
Wie geht es uns in einem Flow Zustand? Wir beschäftigen uns mit etwas, das uns vielleicht innerlich zur Ruhe kommen lässt, das unsere höchste Konzentration fordert und das das alltägliche Gedankenkarussell stoppt. Wir fühlen uns glücklich, erfüllt und zufrieden.
Was passiert nun, wenn Sie jemanden anderen aus solch einem Flow Zustand holen? Es könnte sein, dass sie oder er abwesend wirkt, dass auf eine gestellte Frage keine klare Antwort kommt oder dass Gereiztheit und eine schnippische Bemerkung die Folge sein können.
Wichtig:
1. Nehmen Sie es nicht persönlich!!!
2. Üben Sie sich darin, in der bewussten Wahrnehmung zu sein. Beobachten Sie kurz ihr Gegenüber und wenn sich ein Flow Zustand feststellen lässt, dann nehmen sie sich zurück - außer natürlich es ist für Sie sehr dringend.
3. Agieren Sie so, wie Sie es bei einem Kind machen würden!
4. Schenken Sie einem anderen Menschen seinen Flow Zustand
;-) Danach wird sie oder er vielleicht wesentlich ausgeglichener und ruhiger sein.
Umso öfter wir diesen Flow Zustand herbeiführen, desto mehr spüren wir, was uns gut tut. Wir können mit der Zeit unsere Bedürfnisse besser wahrnehmen und Entscheidungen leichter treffen. Um sich einer Tätigkeit voll hinzugeben, müssen wir auch lernen, zu anderen Aktivitäten "nein" zu sagen und so einen Raum für uns selbst zu öffnen. Nur durch so eine bewusste Fokussierung können wir den Flow Zustand erreichen.
Eine schöne Idee aus der Positiven Psychologie, um sich selbst zu stärken und den Flow zu fördern:
Stelle dir vor dem Einschlafen folgende 4 Fragen:
1. Wo habe ich mich heute lebendig gefühlt?
2. Was hat mir heute Freude bereitet?
3. Welche Stärken konnte ich heute ausleben?
4. Wem kann ich heute dankbar sein und wofür?
Diese 4 Fragen können uns nicht nur positive Erlebnisse vom Tag vor dem Einschlafen ins Bewusstsein holen, sondern auch rückblickend die Wahrnehmung von einem vielleicht schwierig empfundenen Tag verändern und im besten Fall positiv abschliessen lassen.
Wichtig bei solchen Übungen: Regelmäßigkeit ;-)
Viel Spaß beim Ausprobieren!